Mittwoch, 10. März 2010

...der schönste Tod...



Vereister Fischbrunnen am Münchner Mareinplatz


Mein erster Tip aus Münchner Tagen handelt von vielem zugleich. Da wären zum einen das Glück und die Liebe. Zum anderen soll es hier aber auch um die Todesstrafe und um eine Apothekerin gehen. Das Romantische wird eine Rolle spielen, genauso wie der Genuss der großen Literatur. 
Wer sich nun fragt an welchem Münchner Ort ich all das fand, der wird schmunzeln wenn ich ihm sage, wie klein und zauberhaft dieser war. Wie verwunschen und ruhig er mir im Trubel der vereisten Großstadt erschien, mit seinem kleinen Kronleuchter, dem wohligen Licht und dem warmen Holz.


Interieur der bezaubernden Buchhandlung Moths 

Sehr familiär wirkte auch die Beziehung zwischen den Anwesenden, ob sie nun Mitarbeiter oder Kunden waren. Und so wusste ich sofort, dass ich ein kleines Buch erwerben müsste, in der Buchhandlung Moths. Es sollte allerdings nicht zu groß sein, da ich schon genug per Bahn zu transportieren haben würde. Ich entschied mich also für diesen kleinen Band von Tschechow: Die Bagatelle - Erzählungen von Liebe, Glück und Geld. Das Büchlein enthält kleine Geschichten, die wie der Titel oder Der Glückspilz oder auch Die Apothekerin heißen.
Im Zug stöberte ich nun ein Wenig darin und stieß auf eine Geschichte, die mich sofort in ihrem Bann zog und nicht mehr loszulassen drohte. Sie begann mit einer Diskussion über die Todestrafe...

Einige waren der Meinung, die Todesstrafe sei allenthalben durch eine lebenslange Freiheitsstrafe zu ersetzen. 
"Da stimme ich Ihnen nicht zu", sagte der Gastgeber. "Ich habe weder die Todesstrafe noch die lebenslange Freiheitsstrafe ausprobiert, doch wenn man a priori urteilen kann, ist meines Erachtens die Todesstrafe moralischer und humaner als die Freiheitsstrafe. Die Hinrichtung tötet sofort, die lebenslange Freiheitsstrafe langsam. Welcher Henker ist menschlicher? Derjenige, der einen innerhalb weniger Minuten tötet oder derjenige, der einem über Jahre hinweg das Leben aussaugt?"
"Beides ist gleichermaßen unmoralisch", bemerkte einer der Gäste, "weil beides ein und dasselbe Ziel hat - jemandem das Leben zu nehmen. Der Staat ist nicht Gott. Er hat kein Recht, einem das zu nehmen, was er einem nicht zurückgeben könnte, falls er es wollte." 


Spätestens seit Schuld und Sühne von Dostojewskij beschäftigt mich diese Thematik und wer sich auch für Strafe, Schuld und unseren gesellschaftlichen Umgang damit interessiert, der sollte Die Wette, wie diese kurze Geschichte heißt womöglich einmal im Ganzen lesen...



Literatur Moths
Rumfordstraße 48
80469 München

Fon 089 29161326
Fax 089 29161552

Öffnungzeiten:
Werktags 10.00 - 19.00 Uhr
Samstags 10.00 - 16.00 Uhr



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