Montag, 12. April 2010

...essen fürs folk!



Menschen und Bäume, gespiegelt in einem Ausschnitt von Andreas Gursky,  Prada II, 1997


Ein neues Museum ist für eine Stadt ein Prestige-Objekt von großer Bedeutung. Städte wie Bilbao konnten durch einen Neubau, wie das dortige Guggenheim-Museum, große Aufmerksamkeit auf sich ziehen und weltweite Beachtung finden. Und welcher Kunstinteressierte hatte schon Herford auf der Landkarte, bevor es das MARTa gab? 
Dennoch bleibt es nach wie vor entscheidend, dabei Geschmack und Feingefühl zu beweisen. Das gilt vor allem dann, wenn eine Stadt über einen jahrzehntelangen Ruf als Kunstort verfügt. Daran muss sich nun auch Essen messen lassen. Das dortige Museum Folkwang ist eine Institution und verfügt über eine ausgesprochen wertvolle Sammlung. Dieser geschichtsträchtige Ort, der in Essen seit 1921 beheimatet ist und fortan ein Garant für moderne Kunst war, hat während der Nazi-Zeit einen großen Teil seiner Sammlung und damit an Bedeutung eingebüßt. Die so genannte entartete Kunst sollte in Deutschland nicht mehr zu sehen sein und wurde seinerzeit von den Machthabern entwendet. Trotzdem und durch Rückkäufe und Neuerwerbungen, verlor das Museum zwar ein Wenig an Bedeutung aber nicht an Beachtung.


Im Jahr 2010 ist Essen nun im Rahmen der Ruhr2010 zu einer der europäischen Kulturhauptstädte ernannt worden und pünktlich zu diesem Ereignis wurde im Januar der Museumsneubau eröffnet. Die Stadt hat die Finanzierung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zu verdanken, den teuren Unterhalt allerdings muss sie selbst bestreiten, was angesichts knapper Kassen zu Kürzungen in anderen Bereichen wird führen müssen. Die neuen Räumlichkeiten, gestaltet von dem Stararchitekten David Chipperfield, erscheinen wuchtig, streckenweise fast klotzig, bieten allerdings viel Raum für Kunst und auch Phantasie. Dennoch gilt es nun diesen kathedrale-artigen Bau auch zu bespielen, vielleicht auch, ihm etwas entgegen zu setzten.   



Was bleibt ist die Frage, ob man in Essen befähigt ist, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Die Ansprüche, die der Neubau schürt, gilt es zu erfüllen, um aus dem Prestige-Bau auch eine hochwertige Pilgerstätte für Kunstliebhaber zu machen. Die aktuelle Ausstellung Das schönste Museum der Welt, versammelt große Namen der Kunst, die früher einmal zur Sammlung des Museums gehörten. Die Idee der Kuration ist einleuchtend und schreit förmlich nach Aufmerksamkeit. Innovativ und kreativ allerdings, ist sie nicht. 



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