Mittwoch, 19. Mai 2010

...süssmayr...


Toiletten. Mädchen. Musik. Party. Exzess. Abgemalte Photos, die mehr einfangen, als die Abbildung des Konzertes hergab. Leichte Mädchen auf Sofas. Eine Kachelwand im Bahnhofsklo. Einsam und mittendrin, irgendwie Rock'n'Roll und trotzdem anders. Die gepinselten Momentaufnahmen von Florian Süssmayer gewinnen dadurch, dass sie gemalt sind, an Distanz. Gleichzeitig sind sie organischer, fleischlicher, als ein Photo. 


Wenn ich ausgehe, erklärt Süssmayr, nehme ich meistens eine kleine Kamera mit. Oft fotografiert er das mitternächtliche Gedeck, bestehend aus Biergläsern, Salzstreuer, Maggiflasche. Anschließend kopiert er die Aufnahmen groß, malt sie ab. Manchmal unternimmt er auch Ausflüge, um Motive zu finden. Zum Beispiel zur Bahnhofstoilette nach Freising. So kommt es, dass auf einem Süssmayr-Gemälde steht: Ich lasse mich ficken peitschen die harte Tour bitte um Meldung. Es stand so da im Bahnhof Freising bis die Putzkolonne kam. Florian Süssmayr arbeitet wie ein städtischer Archivar. Er zeigt ein München, das es so gar nicht gibt, weil es längst weggeputzt, renoviert, abgerissen worden ist.

Credit: Die Zeit



Und wenn er dann im Haus der Kunst steht, wo er nun als erster Münchner Künstler seit Jahrzehnten eine Einzelausstellung bekommen hat, und man vergleicht seine Biertischstillleben, die krud-obszönen Graffitibilder („Hey, ihr Arschlöcher!“) oder die abstrahierten Fußballfeldtableaus mit dem Werk dieses oder jenes bekannten Künstlers – dann kann es vorkommen, dass Süssmayr sagt: „Den kenn’ ich nicht“. Und man glaubt ihm das sofort.




Ich werde ihn in anderem Zusammenhang erwähnen. Zuvor wollte ich aber Bilder zeigen und einen ungewöhnlich kunstfernen Künstler gerne unabhängig erwähnt wissen...  

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