Mittwoch, 23. Mai 2012

...WHITNEY!

Georgia Sagri: Travailler Je ne travaille pas, 2011-2012



Bombeneinschlag. Während sich am Eingang elektromagnetische Flüssigkeit im Wind wogt, hat sich ein paar Zimmer weiter wieder einmal einer umgebracht. Immerhin wird darüber gesprochen - öffentlich - mit seinen Mitarbeitern. Ansonsten: viel Lärm um Alles und große Aufregung.
Was nach Weltuntergang klingt, ist im Wesentlichen nichts Anderes, als das, was einige für Kunst halten und als solche definieren. Und, es wirft Fragen auf. 
Zwischen Gefängnis und Frieden sind die Wege bei der diesjährigen Whitney Biennal kurz - aber nicht nur deshalb sollte man hingehen, falls man momentan oder vor dem 27. Mai in New York weilt. (Der Rest guckt einfach Internet) Es sind vor allem die neuen Künstler, die die alten Fragen neu stellen, keine klaren Antworten zu geben bereit sind und einen völlig kopflos in die Upper East Side entlassen. Was, frage ich mich, kann eine Ausstellung Besseres machen?

Lieblinge:

 Joanna Malinowska

Der anthropologische Ansatz in der Videoarbeit von Joanna Malinowska ist im wahrsten Sinne des Wortes berauschend: Die Künstlerin hat sich gemeinsam mit einer in eine Decke gehüllten Person besoffen und das gefilmt. Yam-Wurzel-Gebräu soll es gewesen sein und das Ergebnis  ist zumindest unterhaltsam. Interessant ist jedoch, dass sie den von ihr zu bespielenden Raum auch ansonsten sehr innovativ nutzte. Das Bild direkt daneben stammt nämlich nicht von ihr, sondern von einem angeblich unschuldig inhaftierten Nachfahren der Indianer namens Leonard Peltier (google listet Unmengen an Informationen und auch an Vereinen hierzu)

Leonard Peltier: Horse Nation, 2011

Das dritte Exponat von Malinowska ist zugleich an Marcel Duchamps 'readymades' angelehnt und schafft trotzdem wieder anthropologische Verbindungen, die einiger Phantasie bedürfen. Aufgebaut aus Replika von Mammut- und Walross-Stoßzähnen, wobei die Originale aus der arktischen Region stammen, soll sie auch an ein naturvölkisches Totem erinnern, Kulturen und Zeiten übergreifend.   

Joanna Malinowska: From the Canyons to the Stars

Der wie ein Versuchsaufbau wirkende Verdunstungsvorgang neben dem Türeingang zum zweiten Stock hingegen, beschäftigt sich mit Ferrofluiden und stammt von Sam Lewitt, der den Reiz folgendermaßen erklärt: "put constellations of graphic and plastic materials into motion around subjects that resist representation". Und so kommt er auch an jedem Sonntag ins Museum und füllt Flüssigkeit nach. Eine Sammlung der leisesten und kleinteiligsten Werke stammt von Matt Hoyt und realisiert  bzw. spielt mit der Idee von gefertigten Fundstücken. Als besonders erwähnenswert empfand ich auch das Video-Projekte rund um Going East on Michigan Avenue from Westland to Downtown Detroit (2010-2011) von Mike Kelley, der hiermit seine Heimatstadt Detroit portraitierte. Da er sich sich kurz vor der Fertigstellung der Videoarbeiten das Leben nahm, wurde das Projekt am letzten Wochenende von seinen Kollegen vorgestellt. Und überhaupt gibt es anlässlich dieser Biennale sehr viele anwesende Künstler, die entweder eine Performance abliefern oder einfach über ihre Projekte sprechen.  

Sam Lewitt, Fluid Employment

Matt Hoyt: Untitled Group


Außerdem empfehle ich bei dieser Ausstellung ausnahmsweise den Audioguide. Obschon ich diese Erfindung im Allgemeinen eher für grausam halte: hier lohnt sie sich. Die Künstler kommen selbst zu Wort und man erfährt etwas über die noch nicht ganz etablierten Spieler um die Museumsplätze. 







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