Montag, 22. März 2010
...goldene zeiten...
05:29 |
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Das Haus der Kunst in München ist für mich ein nostalgischer Ort. In dem reinen Ausstellungsbau, ohne eigene Sammlung, hatte ich wohl meine ersten Begegnungen mit moderner und zeitgenössischer Kunst. Hier sah ich beispielsweise das erste mal Werke von Frank Stella (1996) und Joseph Beuys (1999-2000). Der brachiale Bau, mit seiner NS-Vergangenheit, seinen klassizistischen Säulen und der Starre mit der er dem Englischen Garten, an dessen Beginn er liegt, begegnet, wirkten auf mich daher nie abschreckend. Sie strahlten für mich vielmehr die Geborgenheit aus, die Gleichaltrige womöglich im Zoo oder anderswo fanden. Vielleicht verfalle ich deshalb in kindliche Betrachtungsweisen, wenn ich die großzügigen Räume durchstreife. Die Werke werden wieder zu dem, was sie sind. Unabhängig von ihrem Umfeld, ihrem Hintergrund, ihrer Geschichte. Manche Künstler unterstützen diesen Vorgang durch die Direktheit ihrer Werke und die unmittelbare Durchdringung der Räume. Das imposanteste Beispiel hierfür lieferte Anish Kapoor mit seiner blutroten Wachsinstallation, die auf Schienen durch die Türen glitt um vom Raum geformt zu werden. (Er wird hier hoffentlich noch öfter Thema sein...me fan!)
Auch die aktuelle Ausstellung Ed Ruscha.50 Jahre Malerei besticht durch eine solche Direktheit, obschon sie nicht so bombastisch und raumgreifend daherkommt. Die Bildsprache, die Ruscha, oftmals unter der Verwendung tatsächlicher Sprache, entwickelt, ist klar und damit eindeutig distanziert vom abstrakten Expressionismus, der zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn noch als die essentielle Kunstform galt. Ruscha nimmt alle Betrachter mit in eine Welt voller ironischer Streifzüge entlang der amerikanischen Highways. Große Kunst, die gelegentlich wie die Erholung von selbiger wirkt (und der meine Hosentaschenphotographie heute bei Weitem nicht gerecht wird!). In der Februarausgabe des Magazins Monopol sagte Ruscha:
Ich bin auf Wörter gestoßen, weil ich mich für Print interessiert habe. Noch in der Ausbildung arbeitete ich für einen Drucker und lernte sezten. Ursprünglich bin ich zur Kunstschule gegangen, weil ich Schildermaler lernen wollte.
Infolgedessen sollte er zum Maler werden, dessen Bilder wie Schilder wirken, die uns die Welt des heutigen Amerikas erklären, die mit Zitaten aus Popkultur, Film und Architektur spielen ohne sich ihnen hinzugeben.
Sagte nicht Picasso: "Wenn das Rot alle ist, male ich Gelb"? Gehen mir die Rechtecke aus, male ich quadratisch.
Auch die aktuelle Ausstellung Ed Ruscha.50 Jahre Malerei besticht durch eine solche Direktheit, obschon sie nicht so bombastisch und raumgreifend daherkommt. Die Bildsprache, die Ruscha, oftmals unter der Verwendung tatsächlicher Sprache, entwickelt, ist klar und damit eindeutig distanziert vom abstrakten Expressionismus, der zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn noch als die essentielle Kunstform galt. Ruscha nimmt alle Betrachter mit in eine Welt voller ironischer Streifzüge entlang der amerikanischen Highways. Große Kunst, die gelegentlich wie die Erholung von selbiger wirkt (und der meine Hosentaschenphotographie heute bei Weitem nicht gerecht wird!). In der Februarausgabe des Magazins Monopol sagte Ruscha:
Ich bin auf Wörter gestoßen, weil ich mich für Print interessiert habe. Noch in der Ausbildung arbeitete ich für einen Drucker und lernte sezten. Ursprünglich bin ich zur Kunstschule gegangen, weil ich Schildermaler lernen wollte.
Infolgedessen sollte er zum Maler werden, dessen Bilder wie Schilder wirken, die uns die Welt des heutigen Amerikas erklären, die mit Zitaten aus Popkultur, Film und Architektur spielen ohne sich ihnen hinzugeben.
Sagte nicht Picasso: "Wenn das Rot alle ist, male ich Gelb"? Gehen mir die Rechtecke aus, male ich quadratisch.
Details und ganze Bilder aus der Ausstellung Ed Ruscha.50 Jahre Malerei
Ed Ruscha > bis: 2. Mai 2010
Eine weitere Ausstellung, die aktuell im Haus der Kunst zu sehen ist, ist Goldenen Zeiten. Auch sie ist durchaus sehenswert, verfügt aber über einen gewaltigen intellektuellen Unterbau und sollte deshalb besser im Rahmen einer Führung, oder zumindest mit ein wenig Information versehen, betrachtet werden. Das Haus der Kunst lässt uns wissen:
täglich ereignen sich dinge, die das potenzial haben, geschichte zu schreiben. wer aber entscheidet, welchen ereignissen historische bedeutung zugewiesen wird? wessen geschichte wird erzählt, in welchem kontext und von wem? „goldene zeiten" präsentiert werke von vier künstlern, die geschichte als instabilen begriff auffassen: als konstruktion aus unzähligen facetten und fragmenten; als eine frage der interpretation, erzählung und fiktion.
Als herausragend empfand ich übrigens den Installationraum des südkoreanischen Künstlers Sung Hwan Kim, der uns durch Gänge mit grünen Ziegeln aus Seidenpapier führt um uns in einem Geschichtenraum gefangen zu nehmen, wo Bilderfluten, Sprache und Gerüchte wie Wellen strömen...
sung hwan kim (*1975) beschäftigt sich mit der jahrtausendealten tradition des geschichtenerzählens als eine form, geschichte einzufangen; zugleich lassen sich gerüchte, mündliche überlieferungen etc. auch als ursprung derselben beschreiben. so bildet seine präsentation, die am 12 februar startet, einen raum-zeitlichen kontrapunkt zu teil 1 von „goldene zeiten“.
Goldene Zeiten > bis: 11. April 2010
haus der kunst
prinzregentenstrasse 1
d 80538 münchen
t +49 (0)89 21127-113
öffnungszeiten
mo–so 10–20 h
do 10–22 h
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