Dienstag, 1. Juni 2010

...verkohlt...




Ewige Baustelle: Republik (Berlin)

Klammheimlich schlich sich die Freude aus meiner Magengrube hinauf in die Gegend um meinen Mund. Sie führte nicht zu einem wahrhaften Lächeln, aber sie umspielte schließlich meine Augen und vermutlich war sie erkennbar. Nur kurze Zeit später jedoch folgte mit enormem Getöse die Enttäuschung und das Bedauern einer dünnlippigen Dame, aus ganz ähnlichen Gründen.
Innerhalb kürzester Zeit verlor die CDU zwei Männer von (teilweise gewiss fraglichem) Format. Dies geschah aus unterschiedlichen Beweggründen und in beiden Fällen ohne eine befriedigende Erklärung. Sowohl Roland Koch als auch Horst Köhler haben hingeschmissen. Schockwellen durchziehen zwar nicht mich, aber die Koalierenden an der Spree, sowie die noch nicht vermählten am Rhein, und somit sind ihre Ausläufer im ganzen Land erkennbar. 
Persönliche Interessen und Verletzungen sollen die Gründe sein. Horst Köhler sprach von mangelndem Respekt gegenüber seinem Amt, als er die Kritik, die in der letzten Zeit gegen ihn erhoben wurde, ansprach. Er scheint bei seiner Rücktrittserklärung verletzt und enttäuscht gewesen zu sein; jemand der sich persönlich nicht im Stande sieht, noch mehr Angriffen von Außen standzuhalten. Roland Koch nahm seinen Hut um persönlichen Interessen zu frönen. Nun empfiehlt Die Welt Lena Meyer-Landruth als Präsidentin. 
Ich möchte nicht zu weit gehen, aber in meinen Augen entbehrt das Verhalten, das hier von Politikern und Journalisten an den Tag gelegt wurde, weit mehr an Respekt gegenüber einem der höchsten Ämter und damit unserer demokratischen Ordnung, als eine schroff geführte politische Diskussion über Äußerungen bezüglich des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr. Angesichts der beängstigenden europäischen Lage, der befremdlichen Schuldenhöhen und dem Mangel an politischer Konsensfähigkeit in unserem Land, bitte ich nun jeden Einzelnen Staatsraison zu zeigen. Denn während man ein Amt anscheinend abstreifen kann, wie ein kleines Schwarzes, dass nach der Völlerei zu eng sitzt, kann man seine Existenz als Staatsbürger nur schwerlich abstreiten. Falls Merkel und Westerwelle nun auch noch persönliche Gründe finden sich frühzeitig dem polnischen Abgang hinzugeben, bleiben Du und ich nämlich mit der Zeche sitzen. Wenn ich allerdings zahlen soll, will ich auch bestellen.


  

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