Montag, 3. Mai 2010

...stop eating the art!








Alle Orte an denen das Private und das Kollektive, Kulturalisierung und Neutralisierung, aufeinandertreffen, beinhalten mentalitätsgeschichtlich explosive Mischungsverhältnisse. In der Küche sind diese von besonderer Brisanz, geht es doch um die Lebensmittel. Wie der Begriff artikuliert, brauchen wir diese, um zu überleben. In letzter Konsequenz also kein Leben ohne Küche.
Elke Krasny


Nach dem Serienwirrwarr der letzten Tage, würde ich eine davon nun gerne zu Ende bringen. Die Kunstfertigkeit mancher Lebensmittel ist zwar des öfteren Thema in diesem Blog, aber der langsam hinter Glas vermodernde Teil wird nun mit ein paar kleinen Zitaten wieder in die Museen und Galerien dieser Welt verlagert. Schließlich wollte ich aber am Ende meines mehrteiligen eat-art-Berichts noch den unglaublich besitzenswerten Ausstellungskatalog empfehlen, der sich auch dann lohnt, wenn man die Exponate gar nie selbst zu Gesicht bekam.

Jana Sterbak, Flesh Dress for an Albino Anorectic, 1987 und Chair Apollinaire, 1996



In verschiedenen Kapiteln erfahren wir hier, wo die eat-art ihre Anfänge hatte und andererseits, wie wenig sie zu kategorisieren ist. Gleichzeitig verdeutlicht der Katalog, dass man als solcher viel mehr sein kann, als ein merchandisefähiger Abdruck einer Ausstellung. Neben einer historisch-politischen Einordnung findet sich hier ein Überblick über ausgewählte Künstlerlokale von Ulrike Groos und interessante Essays über kulinarische Vergnügungen und ihre gesellschaftliche Bedeutung. So beschreibt Beate Ermacora in Eine abenteuerliche Gratwanderung. Essen und Körperbild beispielsweise das Mysterium der Einverleibung


(...) seit jeher verbinden sich mit der Nahrungsaufnahme ach magische und mystische Momente. Die christliche Eucharistiefeier erzählt von einer symbolischen Übertragungsmagie. Von einer Magie, die Essen mi der körperlichen Aufladung durch göttliche Energie gleichsetzt.
Beate Ermacora


Als aufschlussreich erweisen sich zudem die Interviews mit manchen Künstlern und die Präsentation weiterer Arbeiten, die in der Ausstellung nicht zu sehen waren. Das erleichtert die Einordnung der Exponate in ein Gesamtwerk und eröffnet zusätzliche Dimensionen und Ebenen, die Lust auf eine weiterführende Recherche machen. 

Vielleicht kommt in diesem Jahrhundert der molekularen Küche eine ebenso bedeutende Rolle zu wie der Kunst, um das Artifizielle und eben nicht das Künstliche des Essens wieder in den Vordergrund zu rücken. So, wie im Bereich der molekularen Küche die Frage danach gestellt wird, was das Produkt für Möglichkeiten und Varianten im geschmacklichen und sensorischen Bereich liefert, geht die Kunst, die essen zu ihrem Gegenstand macht, einen ähnlich reflexiven Weg. 
Nikolai Wojtko







Alle Zitate und abphotographierten Bilder entstammen dem Buch Eating the Universe - Vom Essen in der Kunst (DUMONT-39,95 €)



mehr aus der eat-art-Serie....

mehr über die Ausstellung:



Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 24. April – 20. Juni 2010

Kunstmuseum Stuttgart, 18. September 2010 – 9. Januar 2011






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